jedes Kind hat sein eigenes Temperament. Es gibt laute, selbstbewusste Kinder, solche, die eher still und schüchtern sind, und viele Abstufungen dazwischen. Gehört Ihr Kind eher zu den ruhigen, zurückhaltenden Menschen und Sie machen sich Sorgen, es könnte zum Außenseiter werden und unglücklich sein?
Lesen Sie hier über 5 typische Situationen im Alltag, damit Sie besser einschätzen können, ob Ihr Kind introvertiert ist.
Lieber lesen als mit anderen spielen
Ihr Kind kommt aus der Schule, sagt nur kurz „hallo“, stellt seinen Ranzen in die Ecke und zieht sich in sein Zimmer zurück. Wenn Sie zum Mittagessen rufen, kommt Ihr Kind zwar dazu und setzt sich an den Tisch, isst aber schweigend. Es mag nicht von der Schule erzählen. Und nachmittags, wenn die Kinder aus der Nachbarschaft draußen spielen, Fahrrad oder Skateboard fahren, weil herrliches Wetter ist, schmökert Ihr Kind lieber in einem Buch.
Introvertierte Kinder beschäftigen sich gerne allein und finden es oft anstrengend, sich auf mehrere Kinder gleichzeitig einzulassen. Introvertierte Kinder brauchen diese Zeit für sich, um wieder Energie zu tanken. Dann können sie sich auch konzentrierter um ihre Hausaufgaben kümmern.
Zu wenig Mitarbeit im Unterricht
Im letzten Zeugnis Ihres Kindes stand als Mitarbeitsnote „arbeitet nur gelegentlich mit“ oder eine ähnliche Formulierung. Ihr Kind traut sich nicht, von sich aus den Finger zu heben. Sie wissen jedoch, dass Ihr Kind sich auf den Unterricht vorbereitet und zu Hause den Stoff gut beherrscht.
Oder Sie erinnern sich noch an das letzte Referat? Ihr Kind hatte das Thema sehr gut ausgearbeitet und Ihnen zu Hause – ohne „Ähms“ und Unterbrechungen – vorgetragen. Als Ihr Kind in der Schule vorne stand und das Referat gehalten hat, redete es sehr unsicher und stockend – vielleicht, weil Klassenkameraden gelacht oder Grimassen geschnitten haben. Am Nachmittag hat Ihr Kind erzählt, wie traurig es ist, weil ihm das flüssige Sprechen vor der Klasse so wenig gelingt.
Introvertierte Kinder sind oft nicht so schlagfertig, weil sie sich alles, was sie sagen wollen, gründlich überlegen, damit es auch stimmt. Dadurch kann der Eindruck entstehen, dass sie nicht gelernt haben. Auch durch Lachen oder Albernheiten lassen sich introvertierte Kinder leichter drausbringen, weil sie sofort denken, dass sie was Falsches gesagt haben.
Lieber zuschauen als mitspielen
Im letzten Sommer war die Geburtstagsfeier der Tante – ein runder Geburtstag, zu dem viele Gäste und auch viele Kinder eingeladen waren. Es gab genügend Spielmöglichkeiten für die Kinder. Einige der kleinen Gäste waren bei der Schaukel oder im Sandkasten zu finden. Ein paar andere steckten ihre Köpfe über der großen Legokiste zusammen, um fantasievolle Häuser oder Figuren zu bauen. Sie beobachteten, dass Ihr Kind die meiste Zeit nur am Rand stand und den anderen zugesehen hat.
Also machten Sie sich zum wiederholten Mal Gedanken, ob Ihr Kind unglücklich ist und wie Sie ihm helfen könnten. Haben Sie Ihr Kind schon einmal gefragt, wie es sich in seiner Beobachter-Rolle fühlt? Für introvertierte Kinder ist das Beobachten oft völlig in Ordnung.
Schüchtern und still beim Einkaufen
Sie versuchten schon öfter, Ihr Kind zu ermutigen, sich selbst ein Eis zu kaufen. Sie gaben ihm ein Geldstück in die Hand und sagten ihm, dass es sich zwei Kugeln aussuchen darf. Aber Ihr Kind traute sich nicht, an die Theke zu gehen und seinen Wunsch zu äußern. Und Sie bemerkten genau, wie traurig Ihr Kind darüber war.
Auch beim Bäcker oder Metzger, wenn Ihr Kind gefragt wird, ob es eine Breze oder ein Stück Wurst haben möchte, sagt es nichts und wird rot im Gesicht. Obwohl Sie ihm schon öfter liebevoll erklärt haben, dass es in solchen Situationen, wenn Sie dabei sind, gerne annehmen darf.
Introvertierte Kinder sind fremden Menschen gegenüber sehr zurückhaltend, weil sie eigentlich gerne die Situation in Ruhe erst einmal einschätzen wollen. Vielleicht haben sie auch schon die Erfahrung gemacht, dass die Erwachsenen manchmal nicht so geduldig auf die Antwort eines Kindes warten.
Ihr Kind hat kaum Freund*Innen
Die letzte Geburtstagsfeier Ihres Kindes fand in sehr kleinem Rahmen statt. Nur eine Freundin oder ein Freund war eingeladen. Sie hatten schon frühzeitig mit der Vorbereitung begonnen, damit Ihr Kind die Möglichkeit hatte, mehrere Gäste einzuladen. Aber Ihr Kind sagte immer nur: „Die mögen mich nicht!“. Auch zu den Festen von KlassenkameradInnen möchte Ihr Kind nicht gehen.
Und im Freibad steht Ihr Kind oft abseits und schaut nur zu, während andere Kinder in Grüppchen Ball spielen oder sich an der Wasserrutsche vergnügen.
Weil introvertierte Kinder sich gerne voll und ganz auf eine Freundin oder einen Freund einlassen, sind sie überfordert, wenn sie in einer größeren Gruppe mitspielen sollen. Auf der anderen Seite sind die Freundschaften introvertierter Kinder oft sehr intensiv und halten über Jahre.
Der Ausweg
Einige dieser Situationen kommen Ihnen – so oder so ähnlich – bekannt vor? Sie machen sich Sorgen, weil Ihr Kind oft traurig oder unglücklich ist?
Diese Verhaltensweisen, wie sie oben beschrieben sind, sind typisch für introvertierte Kinder. Es ist eine Frage des Temperamentes und lässt sich nicht einfach wegtrainieren. Und es ist gut nachvollziehen, dass man sich als stiller, zurückhaltender Mensch in dieser lauten, hektischen Welt manchmal fehl am Platz vorkommt.
Jedoch haben auch introvertierte Menschen ihre individuellen Stärken und Fähigkeiten, die ihnen oftmals noch nicht bewusst sind. Im Coaching gibt es viele gute Möglichkeiten, dieses vielfältige Potenzial zu entdecken und zu fördern. Damit kann ein introvertiertes Kind besser mit schwierigen Situationen umgehen. Das bedeutet jedoch nicht, dass ein introvertiertes Kind extrovertiert werden muss, sondern dass es sich selbst mit all seinen Facetten akzeptiert und damit gelassener durchs Leben gehen kann.
Ich unterstütze Sie und Ihr Kind mit einem Coaching gerne auf diesem Weg!