Leise Menschen – gute Lösungen

Introvertiert oder schüchtern – Wo ist der Unterschied?

In unserem Sprachgebrauch werden die Eigenschaften “schüchtern” und “introvertiert” oft gleichgesetzt. Es besteht jedoch ein ziemlicher Unterschied zwischen den beiden und darauf möchte ich, als Coach für Introvertierte, gerne in diesem Artikel eingehen.

Ich selbst war in meiner Kindheit und Jugend sehr zurückhaltend und habe lieber beobachtet als geredet. Viele Erwachsene haben mich aufgefordert, nicht so schüchtern zu sein. Manche sagten mir auch “Du bist halt introvertiert!”. Damit konnte ich nicht wirklich etwas anfangen und habe ich mich oft fehl am Platz gefühlt. 

Zum Glück ist mir viele Jahre später ein Buch in die Hände gefallen, das die Eigenschaften von introvertierten Menschen gut beschrieben hat. Darin konnte ich mich selbst erkennen als introvertierte Persönlichkeit. Seitdem ist es mir besonders wichtig, darüber zu informieren und introvertierte Kinder in ihrer Entwicklung zu unterstützen. Meine Erfahrungen und mein Wissen, das ich durch Weiterbildungen vertieft habe, möchte ich auf meinem Blog und im Coaching gerne mit Ihnen teilen.  

Ja, was ist nun der Unterschied zwischen Schüchternheit und Introvertiertheit? 

 

Schüchternheit und Introvertiertheit – die Definition

Am Anfang steht, wie so oft, erstmal die Theorie.

Was ist Schüchternheit?

Schüchternheit ist eine Ausdrucksform der Ängstlichkeit. Nach aktuellem Forschungsstand ist die Veranlagung zur Ängstlichkeit angeboren, kann aber sowohl durch negative als auch durch positive Erfahrungen beeinflusst werden. Menschen, die ängstlich sind, verhalten sich gegenüber fremden Menschen und in unbekannten Situationen sehr zurückhaltend. Schüchternheit ist eine Eigenschaft, die sich im Kontakt mit anderen Menschen zeigt. Schüchterne Menschen haben oft Angst, kritisiert oder bloßgestellt zu werden. Auch das Erröten oder Suchen nach Worten ist schüchternen Menschen sehr unangenehm. Deshalb versuchen sie, solchen Situationen aus dem Weg zu gehen und bleiben lieber im Hintergrund. 

 

Was ist Introvertiertheit?

Introvertiertheit bedeutet, wie der Begriff schon sagt, sich nach innen (=intro) zu wenden (=vertiert) und bezieht sich auf alle Lebensbereiche. Introvertierte Menschen lenken ihre Aufmerksamkeit stärker auf ihr Innenleben. Sie betrachten Themen bis in große Tiefe und beschäftigen sich gerne mit Details. Auch überlegen sie gründlich, bevor sie eine Entscheidung treffen und denken nach, bevor sie sprechen. Deshalb erscheinen sie im Kontakt mit anderen Menschen oft so zurückhaltend. Diese Zurückhaltung entsteht nicht aus der Ängstlichkeit, sondern ist ein häufiges Merkmal der Introversion. Genau wie die Schüchternheit kann die Introvertiertheit mehr oder weniger stark ausgeprägt sein.

 

Woran erkennen Sie introvertierte Menschen noch?

Es gibt eine ganze Reihe weiterer Merkmale introvertierter Menschen. Hier möchte ich nur zwei Beispiele nennen:

Um sich zu erholen und Energie zu tanken, brauchen Introvertierte Zeit und Raum für sich selbst, z.B. ihre Wohnung, eine Bibliothek oder die Natur.

Im Gespräch legen Introvertierte Wert auf gehaltvolle Themen und lassen sich ganz auf ihr Gegenüber ein. Deshalb haben sie in der Regel nur wenige, aber sehr gute Freunde, die ähnlich ticken wie sie.

Wollen Sie mehr wissen? Dann lesen Sie meinen Blog-Artikel “Introvertierte Menschen – wie sie ticken”.

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Beispiele aus dem Alltag von schüchternen und introvertierten Kindern

In vielen Situationen, in denen es um Kontakte von Kindern untereinander oder auch zu Erwachsenen geht, fällt es schwer, zu unterscheiden, warum ein Kind zurückhaltend ist.

Auf einem Kindergeburtstag beispielsweise beobachtet ein introvertiertes Kind lieber als sich ins Getümmel zu stürzen. Es fühlt sich jedoch wohl in seiner Position, solange es nicht dauernd aufgefordert wird, doch mehr mitzumachen. Das schüchterne Kind hingegen hat eher Angst, ausgelacht zu werden, weil es sich in einem Spiel ungeschickt anstellt. Deshalb hält es sich vorsichtshalber zurück.

Auch im Schulunterricht erscheinen das introvertierte und das schüchterne Kind auf den ersten Blick sehr ähnlich. Wenn das introvertierte Kind nicht sofort den Finger hebt, liegt es daran, dass es zuerst gründlich über die richtige Antwort nachdenkt. Und derweilen kommt ein anderes Kind schneller dran. Das schüchterne Kind will sich nicht melden, weil es Angst hat, etwas Falsches zu sagen und dann von der Lehrerin oder dem Lehrer korrigiert zu werden oder gar von KlassenkameradInnen ausgelacht zu werden.

Sowohl introvertierte als auch schüchterne Kinder ziehen sich gerne zurück und bleiben lieber allein. Für das introvertierte Kind ist das die wichtige Ruhepause, um wieder Energie zu tanken. Das schüchterne Kind vermeidet durch den Rückzug aber Situationen, die angstbesetzt sind.

Sie als Mama oder Papa können durch gezielte Fragen nach der Ursache für das Verhalten herausfinden, ob Ihr Kind eher schüchtern oder introvertiert ist. Das könnten zum Beispiel folgende Fragen könnten sein:

  • “Hast du Angst?” 
  • “Fühlst du dich gerade wohl?”
  • „Was brauchst du, um dich wohlzufühlen?“
  • “Du findest es spannend die anderen zu beobachten, oder?”

Wobei man aber auch bedenken sollte, dass es für introvertierte Kinder auch Situationen geben kann, in denen sie Angst vor Kritik oder Spott haben.

 

Introvertierte Kinder stärken

Der wichtigste Schritt, um Ihr introvertiertes Kind zu stärken, ist es, gemeinsam seine Bedürfnisse herauszufinden und diesen dann auch – soweit möglich – Raum zu geben.  

Als zweites ist es sehr hilfreich, die verborgenen Stärken Ihres Kindes zu entdecken und diese zu stärken. Jede besondere Fähigkeit, die gefördert wird, bringt Ihrem Kind mehr Selbstbewusstsein. Auch die Pläne und Zukunftsideen Ihres Kindes zu beleuchten und zu erkennen, hilft Ihrem Kind, sich weiter zu entwickeln.

Die gerade genannten Strategien helfen natürlich auch schüchternen Kindern. Je mehr ein Kind sich seiner Stärken bewusst ist und seine Kenntnisse und Fähigkeiten ausgebaut hat, umso weniger Angst vor Spott oder Kritik wird es haben.

Dieses Thema ist sehr umfassend. Deshalb habe ich dazu den Artikel „7 Tipps, wie Sie das Selbstbewusstsein Ihres Kindes stärken können“ geschrieben. Hier finden Sie weitere gute Anregungen.

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Fazit

Schüchtern und introvertiert ist nicht dasselbe.

Ein schüchternes Kind ist nicht per se introvertiert, jedoch sind einige introvertierte Kinder auch schüchtern. Sollten Sie erkannt haben, dass Ihr Kind introvertiert ist, dann freuen Sie sich! Ihr Kind will den Dingen auf den Grund gehen, kann gut mit sich alleine sein und steckt voller Potenziale! Sie können Ihrem Kind dabei helfen, diese Potenziale zu erkennen und auszuschöpfen.

Ich unterstütze Sie und Ihr Kind mit einem Coaching gerne auf diesem Weg! 

MEIN ANGEBOT


Veröffentlicht am 30. August 2022.

© Michaela Mildenberger: Coaching für Introvertierte im Raum Landshut / Vilsbiburg